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Chronik

1931 - 1991

60 Jahre Kanusport in der Ellerbeker Turnvereinigung

Wie die Wellen der Kieler Förde unsere kleinen Boote heben und senken im ewigen Rhythmus, so scheint es, als wolle das Schicksal die Entwicklung und den Bestand unserer Kanuabteilung in gleicher Weise mitbestimmen. Von der Gründung der Abteilung im Jahre 1931 zum Bootshausbau 1938 als 1. Höhepunkt, danach der Krieg und völlige Zerstörung des Bootshauses und auch der Abteilung, sodann die Wiedergründung im Jahre 1957 und der Aufbau der Kanuabteilung zur heutigen Größe, dann die Zerstörung des Bootshauses durch Feuer im Jahre 1979 und der schwierige Wiederaufbau in provisorischen Räumen, dies alles einer Welle gleich, die uns in stetem Wechsel stolze Höhepunkte, aber auch Niedergeschlagenheit und Betroffenheit bescherte.

 

1931 bis 1945

 Am 13. März 1931 wurde die Kanuabteilung, damals noch Paddelabteilung genannt, von vier ETVern - Willi Gögge, Willi Pirsig, Walter Sternberg und Ernst Nasse - gegründet und nahm den Betrieb mit vier Booten im Bootsschuppen auf der Arsenalmole am Agnetabad auf. Leiter der jungen Abteilung als Wasserwanderwart und damit Mitglied des Turnrates im ETV wurde Willi Gögge, der 1932 durch Paul Ehlers abgelöst wurde. Die Kanuabteilung hatte seit Bestehen einen starken Zustrom von Mitgliedern aus den Reihen des Turnvereins aber auch von Freunden des Kanusports außerhalb des Vereins.

Bereits Ende 1932 zählte die Abteilung 31 Mitglieder mit 20 Booten. 1933 wurde eine schwimmende Anlegebrücke, bestehend aus acht Bojen gebaut, die Ende der Saison an Land gezogen und nach gründlicher Überholung im nächsten Frühjahr wieder zu Wasser gelassen werden mußte. Da der Bootsschuppen bereits 1933 mit 24 Booten voll belegt war, wurde 1934 ein zweiter Schuppen mit acht Plätzen angebaut, die zu Saisonbeginn 1935 ebenfalls ausgebucht waren. Wegen Ausweitung des Marinearsenals mussten beide Schuppen im Februar 1938 kurzfristig abgerissen werden.

Sieben Jahre war hier der Ausgangspunkt für frohe Wanderfahrten gewesen. Fahrten auf der Kieler Förde nach Falkenstein, Möltenort, Jägersberg und Bootsand, Fahrten auf der Schwentine zur Oppendorfer Mühle, zum Rosenfelder See, nach Preetz, Plön mit Prinzeninsel und Langes Warder wurden unternommen. Besondere Höhepunkte in dieser Zeit waren 1934 das Kreisturnfest in Büdelsdorf mit fast 100 prozentiger Beteiligung der Abteilung, wobei 90 % der Preise beim 100-m-stehend-paddeln und schwimmen sowie 6000-m und 1000-m Langstreckenfahren gewonnen werden konnten.

1936 mit Zelt und Faltboot nach Finnland. Erstmalig fuhren vier Mitglieder der Abteilung zusammen mit Kanusportlern aus Hamburg und Mainz in das Land der tausend Seen.

1937 14-tägige Werra-Weserfahrt mit fünf Booten. Insgesamt wurden im letzten Jahr (1937) laut Fahrtenbuch 11.547 Bootskilometer gefahren und im Durchschnitt je Boot 23 Fahrten und 360 km zurückgelegt.

Schon wenige Wochen nach Räumung des Alten Bootsschuppen am Agnetabad konnte an der Schwentine in der Nähe des Lokals „Sennhütte“ ein 900 qm großes Grundstück gepachtet und mit dem Bau eines neuen größeren Bootshauses begonnen werden. Nach dem ersten Spatenstich am 14. April 1938 wurde in 2 ½ Monaten in 4552 Arbeitsstunden die neue Anlage, bestehend aus der Halle für 32 Boote, Garderobe und Aufenthaltsraum, geschaffen und am 3. Juli 1938 feierlich eingeweiht. Sämtliche Arbeiten wurden in Eigenleistungen ausgeführt, die Materialkosten betrugen 2.200,00 RM. Im Verlauf des Jahres 1938 wurden dann noch ca. 5.000 Bootskilometer gefahren.

Ein neues Bootshaus zieht magnetisch neue Kanusportfreunde an. Schon im Februar 1939 wurden acht weitere Bootsliegeplätze eingebaut, außerdem wurde ein Fahrradunterstand angefertigt. Die Taufe von drei Rennbooten - Eigenbau der Gebrüder Schauder und A. Kluge - im April 1939 sollte der Start zum lange geplanten Rennsport sein, der allerdings durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges nicht mehr zum tragen kam. 1939 wurde noch einmal mit 14.193 Bootskilometern eine neue Bestleistung seit bestehen der Kanuabteilung aufgestellt, eine 14-tägige Moselfahrt mit drei Booten trug hierzu erheblich bei. Ab 1940 ging der Betrieb in der Kanuabteilung laufend zurück, da die meisten Mitglieder zum Wehrdienst einberufen worden waren.

Am 13. September 1944 wurde das Bootshaus bei einem Bombenangriff auf Kiel zerstört. Die Blütenträume der damals jungen Generation reiften nicht mehr.

 

1957 bis 1991

Zwölf Jahre waren vergangen, bevor die erforderliche „Stimmung“ zur Neugründung einer Kanuabteilung vorhanden war. Auf der Jahreshauptversammlung 1957 stellten wir den Antrag, wieder eine Kanuabteilung zu gründen. Wir waren damals neun Interessenten, doch trotzdem wurde unser Antrag einstimmig angenommen. Die Versammlung zeigte sich unserer jungen Abteilung gegenüber sehr aufgeschlossen und beauftragte uns, ein geeignetes Grundstück für das spätere Bootshaus ausfindig zu machen. Wir waren an diesem Tage sehr glücklich.

Am 11. Mai 1957 war es dann soweit. Unserer damaliger 1. Vorsitzender Kurt Schmidt konnte auf unserem Grundstück am Unterlauf der Schwentine den 1. Spatenstich tun. Unsere Abteilung hatte sich inzwischen verdoppelt und ging mit großem Optimismus an die neue Aufgabe. Es galt, einen Flecken Urwald in ein bebaubares Grundstück zu verwandeln, auf dem wir vorerst einen alten Schuppen für die Boote aufstellen wollten. Nach 4 Wochen harter Arbeit war es soweit geschafft, das Grundstück war gesäubert und planiert und ein Schuppen mit acht Bootsplätzen stand zur Verfügung. Wir hatten uns in dieser Zeit als Holzfäller, Dammbauer und Erdarbeiter bewährt, wir standen oft bis an die Knie im Schlamm, und ein im Lehm steckengebliebener Schuh war keine Seltenheit. Aber am 2. Juni war alles vergessen, wir tauschten Schiebkarre und Schaufel gegen Faltboot und Paddel und ließen uns für den Rest des Sommers den Seewind um die Ohren wehen.

Als andere sich langsam auf den Winterschlaf vorbereiteten, spuckten wir noch einmal kräftig in die Hände und begannen 25 cbm Kies und 8.000 Steine heranzuschaffen. Das ist hier leichter zu lesen, als es damals getan war. Drei Schiebkarren waren im rollenden Einsatz, um das Material 300 m zu transportieren. Dabei mußte ein Höhenunterschied von rund 10 m bewältigt werden. Doch durch den Geistesblitz eines Paddlers ging alles wie am „Schnürchen“ (mittels einer Rolle, eines langen Drahtseiles und eines Bremsers wurden die schweren Schiebkarren sicher zu Tal gefiert. „Verkehrsunfälle“ blieben hier zwar nicht aus, doch sie sorgten für den nötigen Spaß an der Sache). Als dann der Winter seinen Einzug hielt, waren nicht nur die Baustoffe an Ort und Stelle, sondern eine Schützmauer war gezogen und die Fundamente für das neue Bootshaus vorbereitet. Der Winter hatte sein Zepter noch nicht aus der Hand gegeben, als wir im März 1958 an den eigentlichen Bootshausbau herangingen. Wir hatten uns vorgenommen, das Bootshaus möglichst schnell fertig zu stellen, um noch einen Teil des Sommers mit Booten und Zelten unterwegs sein zu können. So wurde das Bootshaus dann in genau 3 Monaten, d.h. an 13 Wochenenden, buchstäblich aus der Erde gestampft. Die in dieser Zeit geleistete Arbeit wird nur der ermessen können, der die Bootshausanlage und die Lage des Grundstücks kennt.

Am Tage des Sommeranfangs hatten wir es dann geschafft. Das Bootshaus war im Rohbau fertig (es fehlte nur noch der Innenausbau des Gemeinschaftsraumes). Diesen Tag schien Petrus uns nicht zu gönnen, denn er hatte alle Schleusen des Himmels geöffnet. Die Wege, die wir mühsam mit Sand und Schotter begehbar gemacht hatten, glichen Schlammpfaden. Gegen Mittag jedoch riss die Wolkendecke auf, und als der Spielmannszug mit Gästen eintraf, hatten wir gerade unseren letzten Kies geopfert, um die Wege passierbar zu machen. Trotz des unbeständigen Wetters waren viele Gäste gekommen. So wurde das Bootshaus dann mit flotten Märschen des Spielmannszuges, mit Liedern und Gedichten der Jugendgruppe und mit vielen Ansprachen und Geschenken eingeweiht. Als die ETV-Fahne am Mast gehißt wurde, waren ein Jahr und ein Monat vergangen, seitdem der 1. Spatenstich getan wurde.

Waren uns bei der Arbeit auch viele Male die Arme lahm geworden und hatten sich Blasen an den Händen gebildet, jetzt, wo wir statt der Schaufeln die Paddel in die Hände nehmen konnten, holten wir kräftig aus und konnten trotz der knappen Zeit noch etliche Fahrten durchführen.

Unsere Boote trugen die ETV-Wimpel nun wieder in alle Himmelsrichtungen. Es folgte eine Zeit mit Arbeit und Erholung, mit Sonnenschein und Regen und immer wieder mit Freude am Sport, am Kanusport. Die Kanuabteilung hat, wie jede Abteilung auch, Höhen und Tiefen besonders in den ersten Jahren nach der Wiedergründung durchstehen müssen. Lassen wir einige Ereignisse noch einmal an uns vorüberziehen:

Im Frühjahr 1963 wurde ein Jugendmannschaftsboot gekauft und dadurch die Bildung einer Kanujugendgruppe möglich. Die Mitgliederzahl stieg von 25 im Jahre 1958 auf 31. Marlis Hoppe wurde mit 1290 km Landesbeste der Frauen. Marlis und Heiner Hoppe sowie Hans-G. Schlotfeldt erhielten als erste ETVer im Jahre 1966 das goldene Wanderfahrerabzeichen des DKV. Die 39 ETV-Kanuten legten in diesem Jahr 22.480 km zurück.

Die Aktivität in den folgenden Jahren ließ spürbar nach. 1970 kann man wie das Jahr 1969 als ein Jahr des Generationsumbruchs ansehen. Viele altbewährte Sportkameraden hatten sich zurückgezogen, waren aus beruflichen Gründen nicht mehr in Kiel, hatten sich anderen Vereinen oder Sportarten zugewandt. Die Jugend aber rückte nach und dies nicht nur im aktivem Sport, sondern auch in Führungsaufgaben. Im Frühjahr 1971 stellte unser langjähriger Wanderwart und derzeitiger Obmann Hans-Jürgen Will aus beruflichen Gründen seine jahrelange, sehr aktive, Mitarbeit ein. Die Leitung der Abteilung übernahm, wie schon in den Jahren 1963 bis 1967 Ralf Merbach. Mit Hans-Günter Schlotfeldt als Wanderwart erhofften wir uns wieder einen Aufschwung im Wandersport.

Ende 1971 war die Zahl der Kanuten auf 48 angewachsen. Eine noch größere Beteiligung am Kanusport scheiterte immer wieder an den fehlenden Booten sowie an den Bootstransportmitteln. Hieraus ergaben sich für uns zwei äußerst dringende Aufgaben: der Bootsbau und der Bau eines Bootsanhängers.

Im Juni 1972 konnten wir nicht nur den Bootsanhänger in Betrieb nehmen, sondern auch die ersten neun von insgesamt 26 selbstgebauten Kunststoffboote dem nassen Element übergeben.

Unsere Jugendgruppe erreichte 1973 beim Wettbewerb um den DKV-Bundesjugendpokal den 2. Platz. Im Juli 1974 erfüllte sich unser lang ersehnter Wunsch: Der abteilungseigene Kleinbus war da. Zwar nicht mehr ganz neu, aber die Fahrten mit ihm haben bewiesen, daß uns wesentlich mehr Möglichkeiten für unsere Wanderfahrten offen stehen. Unsere Erwartungen, auf dem Gelände des ehemaligen Stadtbads Vossenpott ein neues verkehrsgünstigeres und auch in der Ausstattung besseres Bootshaus zu bauen, wurde durch die Ablehnung des Sportamtes der Stadt Kiel nicht erfüllt. Der Jahrhundertsommer 1975 kam auch uns Kanuten sehr gelegen, bot er doch die Möglichkeit, unsere gewohnten Leistungen noch zu steigern. Der Erfolg zum Jahresende: Unsere Kanujugend gewann den DKV-Bundesjugendpokal. Durch die Anschaffung von zwei weiteren Jugendmannschaftsbooten und eines Bootsanhängers im Jahre 1975 wurde das Angebot besonders für die Jugend, sich kanusportlich zu betätigen, wesentlich vergrößert. Unser Wanderwart Hans Schlotfeld erhielt 1976 für seine Verdienste um den Kanuwandersport die silberne Sportehrennadel des Deutschen Kanu Verbandes. Die Jugendwanderfahrer Martin Schlotfeldt und Bernd Lensch erhielten 1977 das Jugendwanderfahrerabzeichen in Gold des DKV. Der Kanurennsport wurde 1978 auf Wunsch einiger Mitglieder wieder aktiviert. Thomas Plank übernahm als Sportwart die Leitung dieser Gruppe, die in der folgenden Zeit gute Erfolge erringen konnte.

Am 4. Mai 1979 erlebten wir Kanuten dann den wohl schwersten Schlag; in den Abendstunden brannte das Bootshaus bis auf die Grundmauern ab. Knapp 21 Jahre nach der Einweihung dieses Hauses standen wir wieder einmal vor dem Nichts. Bis auf zwei Mannschaftskanadier, die zwei Bootsanhänger und unseren Kleinbus war uns nichts geblieben, 40 Boote einschließlich Ausrüstung sind ein Raub der Flammen geworden. Ist das nun das Ende?  Diese Frage stellten sich die am folgenden Tag am Unglücksort eintreffenden Kanuten. Wir hatten nicht viel Zeit, diese Frage zu erörtern. Durch die Vermittlung unseres ehemaligen Mitglieds Hermann Lange konnten wir als Notlösung eine Baracke gegen Abbruch erwerben. Die Kanuten, unser 1. Vorsitzender Wolfgang Bachmann, der 2. Vorsitzende Norbert Roth, viele Mitglieder sowie Väter unserer Jugendlichen und Kanuten des TSV Klausdorf zeigten in den nächsten Tagen was Gemeinschaft ist. Die Brandstelle wurde aufgeräumt, Schutt und Asche zum Teil mit den Kanadiern abgefahren. Die Baracke einschließlich Fundament in Klausdorf abgerissen, nicht Benutzbares abgefahren, die Barackenteile per LKW bzw. Schwentinemotorboot zum Bootshausgelände geschafft und hier von einer anderen Gruppe wieder aufgestellt. 15 Tage nach dem Unglück, am 19. Mai konnten wir Richtfest feiern und 8 Tage später, am 27. Mai war das „Notbootshaus“ eingedeckt und stand zur Aufnahme der ersten schon vorhandenen Boote zur Verfügung. Der Sportbetrieb konnte - der fehlenden Boote wegen - in beschränkten Umfang wieder aufgenommen werden.

Am 14. Juni 1980 konnten wir im Rahmen des „Tag der offenen Tür“ 29 neue „Brandersatz“-Boote, im Beisein des Sportdezernenten, der Vertreter der Parteien und des Sportverbandes, der örtlichen Presse und vieler Mitglieder und Freunde, taufen.

Der Sportbetrieb lief ab 1980 wieder auf vollen Touren. Insbesondere der Kanurennsport erlebte einen nie erwarteten Aufschwung. Die Gebrüder Haberland holten 1980 den ersten Landesmeistertitel im K II der Schüler B nach Ellerbek. Rüdiger Adam kehrte 1981 zur ETV zurück und mit ihm kam mehr Schwung in die Rennsportgruppe. Die Ausbeute der Saison waren drei Landesmeistertitel für die ETV. 1982 war das Jahr der Herrenmannschaft. Mit acht Landesmeistertiteln gehörten wir zum ersten Mal zu den erfolgreichsten Klubs des Landes. Allein fünf Titel fielen auf die Herren und mit drei 5. Plätzen bei den Norddeutschen Kanurennsportmeisterschaften zeigten sie, daß auch auf großen Regatten mit ihnen zu rechnen war. 1983 löste Bernd Lensch Thomas Plank als Sportwart ab. Das Tandem Adam/Lensch sollte ein Glücksfall für den Kanurennsport in den nächsten Jahren für die ETV werden. Vier Landestitel bei den Herren und einen bei der männlichen Jugend holten die ETV-Kanuten in diesem Jahr nach Ellerbek. In die neugegründete Kanumarathon-Nationalmannschaft wurden Jens Dawurske und Rüdiger Adam berufen. Mit dem Kauf eines neuen Holzzweiers gaben wir ihnen die Möglichkeit, mit vernünftigem Material an den Start zu gehen. Sie dankten es mit Nationalmannschaftseinsätzen in England, Irland, Polen, Holland, Luxemburg, Dänemark und der Bundesrepublik. Acht Titel konnten 1984 erpaddelt werden. Die Jugendlichen, die von Rüdiger Adam betreut wurden, zeigten große Fortschritte. Überhaupt übernahm Rüdiger mehr und mehr die Traineraufgabe. Daß sich dadurch größere Erfolge erreichen ließen, zeigte sich bereits 1985. Unser Jugendfahrer Timm Block erpaddelte bei den Norddeutschen Kanumeisterschaften 2 Titel und bei den Deutschen Kanumeisterschaften einen 5. Platz über 2.000 m. Vier Landesmeistertitel rundeten den Erfolg ab.

Der Wandersport konnte natürlich nicht mit so augenfälligen Erfolgen aufwarten. Seine Aufgabe liegt im Bereich des Breiten-, Freizeit- und Familiensport. Er bleibt aber eine wichtige Grundlage für diese Abteilung und schafft den Zusammenhalt und die Atmosphäre, ohne die eine Gemeinschaft nicht lebensfähig ist. Das eine Vielzahl von Rennsportlern die Grundlagen des Kanusports im Wandersport erlernt haben, zeigt wie wichtig diese Gruppe auch für den Rennsport ist. ETV-Wanderfahrer sah man auf vielen deutschen und auf verschiedenen Gewässern in Norwegen, Finnland, Schweden, Dänemark, Holland, Frankreich, Österreich und der Schweiz.

Im Mai des Jahres 1985 stand unser „Notbootshaus“ sieben Jahre und war mit 60 Booten hoffnungslos überbelegt. Umkleide- und Sanitäranlagen fehlten, der Übungs- und Trainingsbetrieb ist, besonders während der schlechten Jahreszeit, nur mit großen Schwierigkeiten durchzuführen. Die 1979 begonnenen Bemühungen zum Bau eines neuen Bootshauses konnten auch 1986 nicht abgeschlossen werden, da Schwierigkeiten mit dem geltenden Bebauungsplan den ins Auge gefassten ersten Spatenstich zur 100-Jahrfeier verhinderten.

1987 wechselten mehrere gute Rennfahrer ins ETV-Lager, so daß die Rennsportgruppe 20 Aktive umfasste. Da die Organisatorischen und Trainingsaufgaben bei dieser Größenordnung sehr intensiviert werden mußten, wurde es versäumt das Anfängertraining weiter auszubauen. Ein Versäumnis, was sich erst Jahre später deutlich bemerkbar machte. Die sportlichen Erfolge konnten von Jahr zu Jahr gesteigert werden. 1987 fuhr Jens Dawurske viermal für die Nationalmannschaft, wurden vier Norddeutsche- und 15 Landesmeistertitel errungen. Im Wandersport wurden im Laufe des Jahres etliche Fahrten angeboten und auch gut genutzt. Durch den neuen Protektor für Kanuschulsport, Claus Clausen, der sich auch selbst sehr für den Kanusport interessierte und so das Paddelfieber bei seinen Schülern entfachte, kamen viele neue Jugendliche in die Abteilung. So war es kaum verwunderlich, das eine größere Gruppe die Bedingungen des Wikinger-Wanderfahrerabzeichens erfüllten. Neben dem Sommerfest hat sich das ETV-Hallenfußballturnier für Kanuten einen festen Platz im Veranstaltungsplan geschaffen. Das 1987 zum siebenten Mal stattfindend und vom Sportverband Kiel, Fachgruppe Kanu, mitorganisierte Turnier fand ein immer größeres Interesse. 14 Mannschaften und damit ca. 140 Kanuten versuchten einen der vier Pokale mit nach Hause zu nehmen.

1988 gab es im Rennsport noch einmal eine Steigerung. Zwölf Mal zogen sich die ETV Rennfahrer Timm Block und Jens Dawurske das Nationaltrikot über. Timm machte mit guten Erfolgen auf der Internationalen in Bochum und bei den offenen Westeuropäischen Meisterschaften auf sich  aufmerksam.  Leider  wurde  Timm  im letzten Moment aus dem WM-Kader gestrichen und konnte so leider nicht nach Kanada zur Junioren WM fliegen. Jens ließ sich die Wurst nicht mehr vom Brot nehmen. Auf den Ausscheidungswett­kämpfen für die Marathon WM wurde Jens jeweils Erster und si­cherte sich somit die Fahrkarte nach Nottingham. Der Verein dankte es seinem ersten Weltmeisterschaftsteilnehmer mit einem neuen, extra  leichten Marathonboot. Jens ließ sich daraufhin auch nicht lumpen und dankte es mit einem ausgezeichneten achten Platz. Neben diesen Erfolgen wurden noch 2 Norddeutsche- und 18 Landesmeistertitel  nach  Ellerbek  geholt.  Leider  machte  sich immer mehr die Unzufriedenheit über die schlechten Trainings­bedingungen in der Rennsportgruppe breit. Und nachdem die Rats­versammlung der Stadt Kiel sich gegen den Bau eines neuen Boots­hauses neben der neuen Schwentinebrücke ausgesprochen hatte, entschieden sich die Rennfahrer für eine Sitzung über ihre wei­tere aktive Tätigkeit. Nach der kurzfristigen "Krisensitzung", erklärte fast die Hälfte der ETV-Fahrer, dass sie sich um einen neuen Verein bemühen wollten.

Das Angebot im Kanuwandersport wurde durch mehr Trainingstage erweitert. Außerdem konnte durch diese Maßnahme ein Selektieren von der Anfänger- und der Erfahrenengruppe erreicht werden, so dass sich die Übungsleiter dann auch mehr um die Anfänger kümmern konnten. Einige Fahrten mussten dann, zum Leidwesen der Jugend­lichen, durch schlechte Witterungsbedingungen, z.B. die Wochen­endfahrt auf der Schlei und die Alster Grachten und Fleetenkiecker,  abgesagt  werden.  Dafür wurde  das  restliche Angebot reichlich genutzt. Allein auf der Schwentine Kanu Rallye waren 2 Mannschaftscanadier und sämtliche Einer von den Jugendlichen ge­braucht worden. Die Jugendgruppe wuchs in diesem Jahr auf 22 an, von denen 6 das Wanderfahrerabzeichen (WFA in Bronze und 2 das WFA in Silber erpaddeln konnten. Jeder zweite Jugendliche schaf­fte immerhin über 400 Fahrtenkilometer.

1989 setzte sich die kontinuierliche Arbeit der Schule fort und durch eine Projektwoche an einer Mönkeberger Schule konnte die Jugendgruppe noch einmal vergrößert werden. Die Ausbeute waren 6 Schüler WFA in Bronze, 2 Jugend WFA in Bronze und eins in Silber. Unter den geänderten Freizeitverhalten bei den Jugendlichen in den letzten Jahren haben, wie alle anderen Sportarten auch, auch wir zu leiden. Noch in den 70-Jahren hatten die Jugend­lichen meist nur eine Sportart die sie intensiv betrieben. Heute sieht es so aus, dass die Jugendlichen sich meist mit mehreren Sportarten oder anderen Freizeitvergnügen beschäftigen und so für die einzelnen Tätigkeiten weniger Zeit aufbringen können. Das zeigt sich auch bei uns in der Jugendgruppe. Von der Teil­nehmeranzahl ist sie sehr groß. Die Bedingungen für das Wander­fahrerabzeichen schaffen aber die wenigsten

Von den Rennkanuten waren 89 nicht mehr viel übrig geblieben. Trotzdem  konnten  sich  neben  Jens  auch  Susanne  Prokof  und Alexander Jurczyk das Nationaltrikot auf den Nationen Cup in Posen/Polen überziehen. Den Glanzpunkt des Jahres setzte, wie so oft, Jens beim Nationen Cup in Berlin, wo zum ersten Mal Deut­sche Meisterschaften  im Kanumarathon  ausgetragen  wurden.  In seinem 26. und letzten Nationalmannschaftseinsatz für die ETV gelang Jens der Deutsche Meistertitel. Jens fuhr sieben Jahre für Ellerbek und hat dabei soviel erreicht wie kein anderer ETV­Paddler vor ihm. Neben dem DM-Titel und den Nationalmannschafts­einsätzen holte er einen 8. Platz auf den Weltmeisterschaften und wurde viermal Norddeutscher- und 40 Mal Landesmeister. Dies alles konnte er nur schaffen durch einen enormen Trainingsauf­wand.  Trotzdem blieb Jens immer noch Zeit  sich auch um die Belange der anderen ETV-Paddler zu kümmern. Und wenn das Bootsmaterial in dieser Zeit meistens gut in Schuss war, so ist dies ebenfalls ein Verdienst von Jens gewesen. Nachdem von den alten Ellerbekern nur noch 3 übrig blieben, wurde das ganze Rennsport­konzept vom Sportwart umgestellt.  Der Posten des Jugendrenn­sportwartes wurde wieder abgeschafft. Dafür sollte es zukünftig neben dem Sportwart noch einen Trainer für die Leistungsklasse, einen für den Nachwuchs und einen für die Anfänger geben. So soll sichergestellt werden, dass im Anfängerbereich nicht über Jahre die Trainingsarbeit vernachlässigt wird.

1990 konnte der von Vinn Marquardt und Dirk Hamann in harter Arbeit neu gebaute Bootsanhänger zugelassen werden. Mittlerweile vermisst niemand mehr den alten, obwohl beim ersten Anblick des neuen, jeder bedenken mit der Größe hatte

Anfang der Saison trat eine Polomannschaft mit dem Wunsch an uns heran, ihren Sport auch in unserem Verein auszuüben. Da sie ihr eigenes Material mitbrachten fand sich schnell eine Mehrheit, die dem Zustimmte. Die Pologruppe wurde dem Sportwart zugeteilt. Noch im gleichen Jahr schafften unsere Polospieler auf den Deut­schen Meisterschaften den Aufstieg in die Leistungsklasse 2. Nachdem sich die Gruppe im ersten Jahr auch recht gut in das Vereinsleben integrierte, wurde ihnen für die neue Saison ein Satz neuer Poloboote zur Verfügung gestellt.

1991 trat unser langjähriger Obmann Ralf Merbach zurück. Mit Ralf verlässt ein Mann die Kommandobrücke der sich 25 Jahre lang für seine Abteilung eingesetzt hat. Mit ihm fand die Abteilung Respekt und Anerkennung über die Landesgrenzen hinaus. Aber Ralf verlässt nicht ganz die Funktionärsarbeit.  Neben dem Amt als Kassenwart, was er auch schon 30 Jahre innehat, wird er dem neuen Obmann Bernd Lensch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Nachfolger von Bernd als Sportwart wurde Jan Zimmermann.

Schon 1986 zu den 100 Jahresfeiern des Vereins fragten wir uns wie lange wir wohl noch auf das neue Bootshaus warten müssen. 1991 haben wir es immer noch nicht und die Unzufriedenheit der Abtei­lung wächst von Jahr zu Jahr. Wir sollten aber gerade jetzt nicht die Geduld verlieren. Denn nachdem das Bootshaus von der Architektenplanung  abgeschlossen ist und die Ratsversammlung eine Änderung  des Bebauungsplanes signalisiert hat, kann es jetzt nicht mehr lang auf sich warten lassen.

Seitdem ist viel passiert, mittlerweile haben wir unser neues Bootshaus, welches dank des selbstlosen Einsatzes vieler Mitglieder zur Vollendung geführt werden konnte. Ob nun beim Bau des Bootshauses, bei der Durchführung von Wanderfahrten und Regatten, dem Training der Leistungssportler, bei der Betreuung der Jugend und bei der Pflege und Unterhaltung der Sportgeräte und Boots­hausanlage, es gibt immer Mitglieder, die durch ihre ehrenamtliche Tätigkeiten weit über ihre Grenzen hinaus, diese Arbeiten durchgeführt haben und denen möchte wir an dieser Stelle recht herzlich danken. 

Zum 60. jährigen Bestehen der Kanuabteilung der Ellerbeker Turnvereinigung haben unsere vier Sportkameraden Paul Ehlers, Günter Laß, Ralf Merbach und Bernd Lensch diese Chronik der Kanuabteilung zusammen getragen, an  deren Entwicklung sie maßgebend mitgewirkt haben.

 

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Stand: 22. Juli 2013