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ETV-Kanusport Kiel

Bericht

August 2010

  

Unbekannte Untertrave

Mal was anderes sehen, ein bisher noch unbekanntes Gewässer befahren, war Mitte August das Ziel von 6 Kanuten der ETV. Wir beschlossen dazu nach Lübeck zu fahren, weil uns dort unsere Paddelkollegen vom VKL im letzten Herbst (an einem Tag mit Dauerregen) so freundlich ihr Kanuheim zur Verfügung gestellt hatten. Da wir im Vorjahr die Gewässer Kanaltrave, Stadttrave, Stadtgraben und Wakenitz bereits befahren hatten, sollte es diesmal die Untertrave sein.

Eigesetzt haben wir vom Priwall aus, wo der VKL am Passathafen einen Stützpunkt mit Bootshaus, Zeltplatz und Steg besitzt. So hatten wir die schwierigste Aufgabe gleich am Anfang zu bewältigen. An der Enge zwischen Travemünde und Priwall gibt es keine Betonnung, so dass man davon ausgehen muss, dass sich das Fahrwasser über die gesamte Flussbreite erstreckt. Um uns nicht als "Geisterfahrer" in Gefahr zu bringen, mussten wir also zunächst den Fluss queren, der hier sehr stark befahren ist, auch von ganz großen Pötten. Hier waren Geduld und ein Gespür für den richtigen Moment gefragt. Auch den beiden hier ständig pendelnden Priwallfähren haben wir dann den Vortritt gelassen. Der Schwächere gibt nach.

Nachdem wir den Travemünder Skandinavienkai hinter uns gelassen hatten, ging es dann im weiteren Verlauf der Tour sehr ruhig zu. Wir wurden von einer sehr idyllischen Flusslandschaft belohnt, die mit ihren Ausbuchtungen an die Schlei erinnert. Auch die Strömungsverhältnisse der Untertrave ähneln denen der Schlei. Die Strömung hängt mehr vom Wind und dem Wasserstand der Ostsee ab als vom Flusslauf. Einen sehr heftigen Regenschauer mussten wir über uns ergehen lassen. Aber es zeigte sich wie schon oft: Im Gegensatz zu anderen Outdoor-Sportarten wie Radfahren, Bergwandern oder Laufen, wo der Regen ganz schön nerven kann, verdirbt er einem beim Kajakfahren die Laune kein bisschen - jedenfalls nicht solange man im Boot sitzt.

Bei unserer Mittagspause an einem schönen Strand zwischen den Tonnen 17 und 19 hatte der Regen schon längst wieder aufgehört, und wir konnten im Trockenen picknicken und uns die Beine vertreten. Danach gab es dann aber kaum noch Möglichkeiten anzulanden. Zwischen Schlutup und Lübeck sind die Traveufer fast durchgängig befestigt. Für unsere zweite Pause blieb uns nur ein sehr steiniger Strandabschnitt bei Tonne 35, wo man, um die Boote zu schonen, im Wasser aus- und einsteigen musste. Höhepunkt der Fahrt war die Besichtigung des Fischerdorfes Gothmund von der Wasserseite aus. Hier wäre auch ein Landgang wünschenswert gewesen, aber weil die Hafengrundstücke alle sehr privat aussahen, haben wir uns nicht getraut an Land zu gehen.

Nachdem wir einige Kilometer an zwei verschiedenen Typen von Industriebauten vorbeigefahren waren (alte Ruinen aus rotem Backstein und neue Klötze aus grauem Wellblech) begrüßte uns dann am späten Nachmittag Lübecks charakteristische Skyline mit den sieben Kirchtürmen. Jetzt nur noch links in die Kanaltrave abbiegen, und wir hatten nach 22 Paddelkilometern unser Ziel erreicht. Beim VKL durften wir dann nicht nur wie abgesprochen Toiletten und Duschen benutzen. Wir bekamen auch Kaffee angeboten und durften uns in der Bootshalle eine Bierzeltgarnitur aufbauen, die wir zunächst für Kaffee und Kuchen und später, nachdem Trailer und Zugfahrzeug nachgeholt waren, für unseren Grillabend nutzten. Ein gelungener Abschluss für eine gelungene Paddeltour.

 

Text und Bild: Frank